Zu den bekanntesten und schwerwiegendsten Knieverletzungen zählen Kreuzbandverletzungen, meist der Riss des vorderen Kreuzbandes. Er hat schon zahlreiche, auch prominente Fußballer-Karrieren vorzeitig beendet. Im Gegensatz dazu ist das hintere Kreuzband – eines der stärksten Bänder des Körpers – äußerst selten von Verletzungen betroffen.
Eine direkte Gewalteinwirkung, z. B. durch das Tackling eines Gegners beim Fußball, ist selten die Ursache für einen Kreuzbandriss. Die Verdrehung des Knies bei fixiertem Fuß ist fast immer schuld, denn dabei zieht die Fliehkraft den übrigen Körper in eine andere Richtung. Ist das vordere Kreuzband gerissen, lässt sich das Schienbein bei gebeugtem Knie gegenüber dem Oberschenkel nach von verschieben. Der Verletzte nimmt ein deutliches Instabilitätsgefühl wahr.
Der Kreuzbandriss geht immer mit einer Einblutung ins Kniegelenk einher. Das muss nicht innerhalb weniger Stunden passieren, oftmals verzögert sich die Gelenkeinblutung und ist erst am nächsten Tag nachweisbar. Als Faustregel kann gelten, dass Blut im Gelenk so lange auf einen Riss des Kreuzbandes deutet, bis durch eine Arthroskopie das Gegenteil bewiesen ist.
Erstversorgung bei Kreuzbandverletzungen
Das Knie wird gekühlt und mithilfe eines Kompressionsverbands entlastet. Der Betroffene muss sofort in eine Unfallambulanz eingewiesen werden. Am folgenden Tag sollte noch einmal kontrolliert werden, ob eine Gelenkeinblutung aufgetreten ist. Mehr zum Thema Erstversorgung bei Verletzungen.
Teil-, Längs- oder Komplettabriss? Wie wird therapiert?
Die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) gibt eindeutig Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung, da sie im Gegensatz zur Kernspin- oder Computertomografie nicht nur statische Bilder liefert, sondern auch eine mechanische Stabilitätsprüfung erlaubt. Unterschieden werden Längs- und Teileinrisse, die zu keiner Instabilität des Kniegelenks führen. Im Gegensatz dazu steht der vollständige Riss, bei dem das Kreuzband meist am oberen Ansatz aus dem Oberschenkelknochen bricht. Bei komplexen Verletzungen sind zudem der Innenmeniskus sowie das innere Seitenband geschädigt. Neben der klassischen Kreuzbandnaht, bei der das gerissene Band wieder an die Rissstelle im Knochen fixiert wird, findet heute die Ersatzplastik immer mehr Anhänger. Das gerissene Kreuzband wird dabei vollständig durch einen Teil der Kniescheibensehne oder der Semitendinosussehne ersetzt. Die ausgetauschte Sehne wird während einer Kniespiegelung in die Knochen verankert. Da eine Ersatzplastik zu sehr guten Langzeitergebnissen führt, entscheiden sich vor allem Sportler für die Operationsform.
In der Nachbehandlung werden heute lange Phasen der kompletten Ruhigstellung vermieden. Schon frühzeitig kommen Bewegungsschienen (Orthesen) zum Einsatz, die eine Bewegung im Kniegelenk nur in einem vorgegebenen Radius zulassen, z. B. eine Beugung zwischen 10° und 90°. So wird das genähte Band nicht überstrapaziert. Gleichzeitig kann die Muskulatur frühzeitig wieder trainiert werden und die Beweglichkeit im Gelenk bleibt erhalten.
Bei Kreuzbandverletzungen ist es besonders wichtig, regelmäßig Krankengymnastik zum Training der Kraft, der Koordinationsfähigkeit und der Beweglichkeit, durchzuführen. Nach etwa sechs Wochen ist die Vollbelastung ohne Gehstützen im Normalfall wieder möglich. Mit der Aufnahme des Trainings muss – zumindest im Breitensport – mindestens drei Monate gewartet werden. Dafür kann nur der behandelnde Arzt „grünes Licht“ geben.
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