Wiedereinstieg ins Training: Eine besondere Herausforderung

Fitnesstraining gehört zu den am wenigsten verletzungsanfälligen und gesündesten sportlichen Aktivitäten. Doch vor allem eine Gruppe schießt gerne schon mal über das Ziel hinaus: männliche Wiedereinsteiger mit ungezügeltem Übereifer. Die Folgen können unangenehm und schmerzhaft sein.

Zeit für die schönen Dinge des Lebens

Die Familienplanung ist abgeschlossen, die berufliche Laufbahn liegt zum großen Teil bereits hinter einem und plötzlich hat man wieder Zeit für Dinge, die in jungen Jahren zum Alltag gehörten, z. B. Sport. Wie in anderen Bereichen kehren auch in die Sport- und Fitnessstudios immer mehr Wiedereinsteiger zurück. Eine Entwicklung, die noch vor 20 Jahren undenkbar war, aber absolut zu begrüßen ist. Zumal man es mit Menschen zu tun hat, denen man nicht viel erklären muss. Die Bewegungsabläufe mögen etwas eingerostet sein, sind aber vertraut. Einzelne Trainingsmaschinen müssen eventuell vorgestellt werden, weil es die während der sportlich aktiven Zeit noch nicht gab.

Neigung zur Übertreibung

Über eines muss man sich bei dieser Gruppe allerdings im Klaren sein. Vor allem männliche Wiedereinsteiger neigen oft dazu, da weitermachen zu wollen, wo sie vor Jahren oder gar Jahrzehnten aufgehört haben.  Dabei wird gern vergessen, dass der Organismus, dem die bekannten Bewegungen abverlangt werden, nicht mehr der gleiche ist. Selbst wenn man sich subjektiv noch auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit fühlt, der Bewegungsapparat und das Herzkreislauf-System sind mit 50 oder 60 plus anfälliger als mit 20.  Normalerweise kein Problem, wenn man sich genügend Zeit für den Wiedereinstieg nimmt, um sich langsam wieder an eine höhere Trainingsintensität heranzuarbeiten, denn, dass man auch in fortgeschrittenem Alter ganz erstaunliche Leistungen erbringen kann, hat sich längst gezeigt. Die Erfahrung zeigt jedoch auch, dass Wiedereinsteiger gerne schon am Anfang zu falschem Ehrgeiz neigen. Doch die völlig unvorbereiteten Muskeln, Sehnen, Gelenke oder das Herzkreislauf-System sind außerstande, die geforderte Leistung schadlos zu überstehen.

Einstieg wie ein Anfänger

Weitaus vernünftiger wäre es, wenn der Wiedereinstieg ins Training als Anfängertraining mit Vorwissen betrachtet und die Anforderungen an sich selbst entsprechend zurückgeschraubt würde. Natürlich kommt man auch nach einer längerer Pause schneller wieder in Form als absolute Anfänger. Dabei spielt das sogenannte „Muskel-Gedächtnis“ eine große Rolle, mit dem wir uns in einem separaten Artikel beschäftigen werden. Ursache hierfür scheinen einerseits die bereits beherrschten Bewegungsabläufe zu sein und andererseits die durch ein Training bedingte Zunahme an Zellkernen in der Muskelzelle. Beides bleibt auch während einer Trainingspause erhalten, muss also nicht erst neu aufgebaut werden. Abhängig von der Dauer der Sportpause und des in dieser Zeit gepflegten Lebensstils kann es allerdings Wochen bis Monate dauern, um wieder zu alter Leistungsstärke zurückzufinden. War die Pause nicht allzu lang, kann man innerhalb von sechs bis acht Wochen schon wieder relativ gut in Form kommen.

Bis es aber soweit ist, sollte man das Training möglichst vielseitig und abwechslungsreich gestalten und dabei alle Komponenten einer umfassenden Fitness berücksichtigen. Auch Dehnübungen sollte das Programm enthalten. Denn neben der Schnellkraft nimmt mit den Jahren auch die Flexibilität deutlich ab, wenn das Training ausbleibt. Vor dem Wiedereinstieg in das Training nach Jahren ohne regelmäßige sportliche Aktivität empfiehlt sich der Besuch beim Hausarzt oder einem versierten Sportmediziner.

Trainer gefordert

Für das Team auf der Fläche stellen die Wiedereinsteiger eine besondere Herausforderung dar. Zumindest Diejenigen, die es mit ungebremstem Ehrgeiz ins Studio zieht. Es braucht schon ein wenig Fingerspitzengefühl, um immer den richtigen Ton zu finden, ohne dabei belehrend zu wirken. Es gilt, den richtigen Weg zu wählen, ungezügelten Übereifer rechtzeitig zu bremsen und dabei niemand vor den Kopf zu stoßen. Immerhin geht es um erwachsene, zahlende Mitglieder, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen.

Fazit

Die Basis für einen erfolgreichen und verletzungsfreien Wiedereinstieg wird bereits während einer gründlichen Anamnese vor dem ersten Training gelegt. Neben dem Abfragen nach eventuell bekannten Vorerkrankungen sind auch einige praktische Tests wichtig, die es erlauben, die aktuelle Leistungsfähigkeit besser einzuschätzen. Verschiedene Anbieter haben die entsprechende technische Ausstattung bereits im Angebot. Aber auch der gute, alte PWC-Test stellt eine gute Möglichkeit dar, Wiedereinsteiger besser einordnen zu können. Natürlich spielt auch die Aufteilung des Trainingspensums eine Rolle. Viermal 30 Minuten knackiges Workout mit entsprechenden Ruhetagen dazwischen sind besser als eine zweitstündige Endloseinheit am Wochenende. Wer diese Faktoren berücksichtigt, erlebt eine gelungenen Rückkehr ins Studio.

Bild: shutterstock_284222690

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