Fast ganz Europa verschärft die Maßnahmen rund ums Fitnessstudio. Ob wir uns nun auf einen Lockdown oder massiv verschärfte Reglungen zu bewegen, ist abhängig von den jeweiligen Staaten selbst. Denn es gibt nach wie vor keinen einheitlichen europaweiten Lösungsansatz. Diese Art von Flickenteppich-Politik ist seit Beginn der Corona-Pandemie unsere neue Realität in Europa. Kommt jetzt der Fitness Brexit?
Die Relevanz der Fitnessbranche
Nun so ist es innerhalb der europäischen Mitgliedsstaaten (EU-Mitglieder), aber die Briten, Norweger, Bosnier, Mazedonen und sogar die Dänen (EU-Mitgliedsstaat) scheinen es eben etwas anders als die restlichen Staaten zu sehen. Zumindest unterscheiden diese Staaten beim Zutritt in Fitnessanlagen nicht zwischen Geimpften, Genesenen oder Getesteten. Sie beabsichtigen vorerst auch nicht, die Fitnessanlagen zu schließen, obwohl die Omicron-Variante schon längst in Europa angekommen ist. Eine Bestätigung erhielten wir letzte Woche in einem privaten Telefonat nach West London.
Besonderer Stellenwert von Fitness in Großbritannien
Es ergibt sich die Frage, weshalb unsere Nachbarn von der Insel bzw. aus dem Vereinigten Königreich sich politisch für das Offenhalten von Sport- und Fitnessanlagen einsetzen. Die Local Government Association hatte hierzu bereits im Mai 2021 wesentliche Kernaussagen zusammengefasst:
Derzeit haben die städtischen Verwaltungen in England jährliche Unkosten von über 1 Milliarde Pfund für Sport, Freizeit, etc., da der Zugang zu diesen Einrichtungen für das körperliche und geistige Wohlbefinden der Bevölkerung als notwendig („vital“) angesehen wird.
Es war stets das Ziel der Politik während des Lockdowns, Sport- bzw. Bewegungsmöglichkeiten schnellstmöglich, auf Grundlage eines „evidenced-based approach“ (Kombination von Fachwissen einzelner Praktiker mit den besten verfügbaren externen Erkenntnissen aus der Wissenschaft, um Entscheidungen zu treffen) wiederherzustellen. Dies bedeutet, dass die nationale Regierung und Gesundheitsexperten zusammengearbeitet haben, um dieses Ziel zu erreichen, anstatt gegeneinander.
Der volkswirtschaftliche Schaden durch exzessive Lockdowns in Bezug auf die Fitness-, Sport- und Freizeitbranche wurde von der Regierung berücksichtigt. Die Versprechen der Regierung: „75 Prozent der entgangenen Einnahmen auszugleichen“, „Ausweitung des mit 100 Millionen Pfund ausgestatteten National Leisure Recovery Fund“, dazu wird geschätzt, „dass es bei denjenigen, die wieder öffnen können, es mindestens 18 Monate dauern wird, bis die Mitgliederzahlen wieder 80 Prozent des Niveaus von vor der Corona-Pandemie erreichen. Das bedeutet, dass ein kontinuierlicher Bedarf an Unterstützung besteht.“ Diese Erkenntnisse führten zu der Quintessenz, welche in einem Satz zusammengefasst wurde: „Je länger die Einrichtungen geschlossen sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder öffnen.“ Der BBC bestätigt diese Aussagen zusätzlich mit der folgenden Ergänzung: „Die Regierung hat wiederholt erklärt, dass sie keine Pläne für weitere Lockdowns in England habe.“
Förderung der Volksgesundheit
Diese Entwicklung ist angesichts der damit einhergehenden Konsequenzen für die britische Regierung nicht vertretbar. Die Reduktion bzw. Schließung von öffentlichen Sportangeboten verschärft bestehende gesundheitliche Ungleichheiten. Denn es ist davon auszugehen, dass sie Auswirkungen auf die Gesundheit in den Gemeinden, Städten und Ländern hat. Besonders bei Menschen und Familien in benachteiligten Gebieten, in ländlichen Gegenden und Angehörigen von Minderheiten, wie beispielsweise Schwarze, Asiaten und weitere ethnische Minderheiten (BAME), die keinen Zugang zu sogenannten notwendigen („vital“) Angeboten haben – insbesondere zum Schwimmen, Fitness- bzw. Bewegungsangeboten und Sportvereinen. Allerdings sah sich auch britische Regierung aktuell gezwungen, neue Corona-Auflagen aufgrund des Auftretens der Omicron-Variante zu erlassen.
Dass Fitness bzw. moderate Bewegung signifikant die Lebensqualität für den menschlichen Organismus steigert und massive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit hat, ist bestimmt für niemanden eine Überraschung mehr. Desto mehr stellt sich jedoch die Frage, weshalb diese Wunder-Medizin bisher keinen adäquater Platz in unserer Gesellschaft erhält.
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Bild: FNG