Immer mehr Studioverträge monatlich kündbar. Auch Bundestag kippt langjährige Praxis.
Die Entscheidung ist gefallen. Ungekündigte Verträge, deren Ablauffrist erreicht ist, können zukünftig monatlich vom Mitglied beendet werden. Was sich aus Sicht der Verbraucher zunächst als Vorteil und Schutz vor längeren Bindungszeiten darstellt, könnte mittelfristig für alle Beteiligten zum Bumerang werden. Doch, der Reihe nach.
Verträge sind Sicherheiten für die Banken
Mitte Juni hat der Bundestag entschieden, dass die bisher üblichen stillschweigenden Vertragsverlängerungen von bis zu drei Monaten nicht weiter statthaft sind. Einige Unternehmer werden sich davon nicht beeindrucken lassen, die Tendenz geht ohnehin seit einigen Jahren weg vom Trainings-Abo hin zu monatlichen Laufzeiten. Für viele Studiobetreiber ist die Entscheidung dennoch eine kalte Dusche. Aus gutem Grund. Für langfristige Investitionen, die eine Finanzierung erforderlich machen, konnten sie bislang bei ihren Banken mit breiter Brust auftreten. Die Verträge garantierten planbare Umsätze und waren eine Sicherheit von hohem Wert. Das ändert sich bei monatlich kündbaren Mitgliedschaften. Derart kurzfristig ausgerichtete Verträge stellen keine Sicherheit für die Banken dar. Für die Bonitätseinstufung kann das erhebliche Konsequenzen mit sich bringen. Die Banken könnten Darlehen mit einem höheren Zinssatz belegen oder im schlimmsten Fall eine Kreditanfrage sogar abschlägig bescheiden. Das würde sich dann auch zwangsläufig auf das Leistungsangebot auswirken, das den Mitgliedern gemacht werden kann und deshalb sollten Wege gesucht werden, um den alten Status aufrecht zu erhalten.
Wie soll man ein solches Dilemma lösen?
Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort, die Studiobesitzer jetzt konsequent umsetzen müssen. Die Mitglieder sollten mit attraktiven Angeboten zum Abschluss von Neuverträgen überzeugt werden, nach Möglichkeit mit einer Laufzeit von zwei Jahren. Das ist eine Aufgabe für den Vertrieb, die tatsächlich leichter sein könnte als sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn je länger ein Mitglied bereits im Studio ist, umso geringer ist die Wahrscheinlich eines Wechsels. Es bedarf also keiner großen Überzeugungskunst, wie bei der Erstunterschrift, sondern eher des richtigen Fingerspitzengefühls und einer deutlichen Wertschätzung, z. B. in Form einer kostenlosen Getränke-Flatrate oder ähnlicher Gesten.
Nur so kann das Ranking, ob bei der Creditreform oder Sparkassen und Banken auf dem jetzigen Niveau gehalten werden. Wir sollten uns immer vor Augen halten: Je besser die Zukunft durch langfristige Verträge abgesichert ist, desto besser ist dieses Ranking, z. B. bei der Aufnahme von Investitionsdarlehen.
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