HYROX auf der FIBO mit Starbesetzung Tobias Lautwein startet gleich zweimal

Als Tobias Lautwein 2021 in Leipzig Hyrox-Weltmeister im Elite Wave der Profis wurde, konnte er das zuvor unmöglich scheinende zunächst selbst kaum fassen. Bis zu jenem denkwürdigen Tag galt der US-Amerikaner Hunter McIntyre in der Szene als unschlagbar. In wenigen Wochen werden die beiden wieder aufeinandertreffen. Am 26. Mai bei der Hyrox-WM in Manchester.
Doch vorher wartet noch eine ganz besondere Veranstaltung. Am FIBO-Wochenende können die Besucher an beiden Tagen die spektakulären Leistungen im Hyrox aus der Nähe verfolgen. Eine ganze Halle steht dafür bereit. Fitness News Germany hatte die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Tobias Lautwein, der – man mag es kaum glauben – nach wie vor berufstätig ist.

FNG: „Sie gehören weltweit zu den besten Hyrox-Profis, sind vierfacher Familienvater und arbeiten Vollzeit als Lehrer. Wie integrieren Sie Ihre Trainingseinheiten in den Alltag?“

Tobias Lautwein: „Ich werde tatsächlich sehr häufig gefragt, wie das funktionieren kann. Es funktioniert auch nur, weil ich mein eigener Trainer bin. Nur so kann ich flexibel reagieren, wenn ich beruflich gefordert bin oder Termine mit der Familie habe. Das kann sich jederzeit kurzfristig ändern, z. B. wenn ein Kind erkrankt. Dann trainiere ich auch mal zu Hause.
Es fängt damit an, dass man sich gut strukturiert und überlegt, wann Sport möglich ist. Ich trainiere einmal am Tag. Zwei oder drei Einheiten, wie einige andere sie machen, sind unmöglich. Ich habe natürlich als Lehrer den Vorteil, dass ich nachmittags trainieren und abends die Vorbereitung für die Schule erledigen kann.
An den Wochenenden nehme ich die beiden älteren Kinder gerne mit ins Fitnessstudio. Die haben jedes Mal ihren Spaß. Natürlich habe ich dabei ein Auge auf die beiden. Mit den kleinen Zwillingen jogge ich regelmäßig mit dem Kinderwagen. Nur wenn ich alle vier gleichzeitig habe, wird es schwierig, aber dann habe ich mein kleines Fitnessstudio zu Hause. Freitags nach der Schule passen meine Eltern auch gerne mal auf die Kinder auf, während ich zu einem längeren Lauf starte. Und natürlich habe ich eine tolle Frau, die ein Riesenrückhalt für mich ist und voll hinter mir steht, mich aber auch schon mal bremst, wenn es nötig ist. Sie und die guten familiären Strukturen ermöglichen mir die Konzentration auf den Sport erst. Trotz einiger Rückschläge klappt es alles in allem sehr gut.

FNG: „Sehen Sie die Vollprofis im Vorteil oder gleicht sich das durch den größeren Erfolgsdruck aus, unter dem diese stehen?“

Tobias Lautwein: „Das ist sicher eher von der Persönlichkeit abhängig. Der eine macht sich mehr Druck als der andere. Ich empfinde derzeit sogar weniger Druck, da ich ganz andere Rahmenbedingungen habe als Athleten, wie Hunter McIntyre, die vom Sport leben und sich ganz darauf konzentrieren können. Ich sage immer, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. 2021 hat gezeigt, dass Träume in Erfüllung gehen können.
Die meisten Profis trainieren mit bis zu 25 Stunden pro Woche sicher viel mehr als ich mit meinen 8-10 Stunden. Wichtig ist in jedem Fall die mentale Stärke, der Kopf. Die habe ich schon mitgebracht. Beim Hyrox gewinnt das Gesamtpaket.“

FNG: „Hyrox ist trotz schnell wachsender Popularität noch eine sehr junge Sportart. Was haben Sie vorher sportlich gemacht?“

Tobias Lautwein: „Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie. Meine Eltern haben sich über den Leistungssport kennengelernt. Beide waren Leichtathleten bei der LG Sieg.  Von daher habe ich sicher einen guten Gen-Cocktail bekommen und bin früh an den Sport herangeführt worden. Neben der Leichtathletik habe ich Fußball gespielt. Nach den ersten schwereren Verletzungen bin ich zum Radrennen gekommen und da auf hohem Level gefahren. Mit der Geburt meiner ersten Tochter habe ich allerdings das Training reduziert. Anschließend habe ich Duathlon und Cross-Duathlon gemacht. Nach einem Ausflug zum „Obstacle Course Racing“ bin ich 2018 durch Carina Bungard zum Hyrox gekommen.  Das habe ich damals erstmal im Internet gegoogelt und fand es cool.
Bei meinem Hyrox-Debut bei den Pros habe ich gleich mit 4 Minuten Vorsprung und einer Zeit unter 60 Minuten gewonnen. Ich war sofort verliebt in den Sport. Mir war klar, dass ich einiges an Talent mitbringe. Das verdanke ich wohl auch den bis zu 25 Stunden Radtraining pro Woche, die ich früher absolviert habe. Die Bundesliga-Rennen gingen über 160 bis 200 km.  Dabei habe ich eine gute Grundlage geschaffen.“

FNG: „Bei den Wettkämpfen sind Ausdauer und Tempohärte ebenso gefragt wie die Kraft und eine gute Koordinationsfähigkeit. Ist Hyrox die ultimative Herausforderung?“

Tobias Lautwein: „Absolut. Der Schwerpunkt liegt zwar auf den Beinen, aber man muss natürlich auch gezielte Übungen für den Oberkörper und Hyrox-spezifische Übungen in das Training einbauen. Dazu kommen Intervalltraining und ein reines Ausdauertraining. Das alles ist enorm vielfältig und abwechslungsreich. Mit reduziertem Trainingsumfang ist Hyrox definitiv ein Gesundheitssport. Darum betont Hyrox ja auch, dass es ein Sport für jeden ist. Dazu ist die Einstiegshürde vergleichsweise niedrig. Man kann im Double zu zweit starten oder im Team-Relay als Viererstaffel. Man kann also erst einmal reinschnuppern.
Auf Hochleistungsniveau ist es für mich die härteste Sportart, die ich gemacht habe. Da gilt sicher noch immer der alte Ausspruch von Udo Bölts: „Quäl Dich, Du Sau!“

FNG: „Was ist Ihre Lieblingsdisziplin?“

Tobias Lautwein: „Das kann ich leicht beantworten. Es ist die Disziplin, in der ich am besten bin „Sled Pull“, also Schlittenziehen. Auch wenn ich mit 78 kg bei 187 cm nicht so aussehe. In der Elite bin ich wohl der schlankeste von allen. Trotzdem habe ich in der Regel die beste Zeit.“

FNG: „In wenigen Wochen steht die große Hyrox-Premiere auf der FIBO an. Worauf dürfen die Besucher sich freuen?“

Tobias Lautwein: „Wer es noch nicht erlebt hat, wird sicher beim Betreten der Halle einen Gänsehautmoment haben. So ist es mir auch in Essen damals gegangen, als ich die Aufbauten gesehen habe. Die Strecke läuft um die sogenannte Roxzone herum, wo die Workouts absolviert werden. Dann blickt man auf die Puma-World und die Stände der Sponsoren wie Foodspring. Dazu gibt es eine tolle Moderation, Lichteffekte und coole Musik. Allein die 40 Skiergometer beim ersten Workout sind ebenso spektakulär wie der Red-Bull-Startkanal, von wo es zu „Sirius“ von Alan Parsons Project auf die Strecke geht. Zu dem Song laufen auch die Spieler der Chicago Bulls auf. Dazu kommt, dass man als Zuschauer die ganze Zeit hautnah dran ist am Geschehen.
Ich glaube, das Event ist ein Riesengewinn für die FIBO und bin gespannt, wie es angenommen wird. Samstags findet der ganz normale Hyrox mit allen Klassen statt, am Sonntag stehen die Team-Relay-Meisterschaften an. Da starte ich für Flexx-Fitness in einer Staffel.“

FNG: „Die Bestzeiten der Top-Athleten liegen dicht beieinander. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen bei der WM am 26. und 27. Mai in Manchester?“

Tobias Lautwein: „Ich halte das ganz offen. Dieses Jahr ist alles sehr eng. Von Platz eins bis Platz 15 ist alles drin. Wenn ich unter die Top Ten komme, wäre ich als vierfacher Vater zufrieden, ein Platz unter den besten fünf wäre toll, und eine Platzierung bis Rang drei sogar spitze. Über alles andere möchte ich jetzt noch nicht nachdenken.“ FNG: „Vielen Dank für das tolle Gespräch, und alles Gute für die anstehenden Wettkämpfe!“

Foto: Chris Griener

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