Bewegungsmangel als Auswirkung politischer Maßnahmen

Bewegungsmangel: Die Corona Pandemie hatte einen unvergleichlichen Einfluss auf die körperliche Aktivität der Einwohner des Vereinigten Königreichs. Mehr als 1 Million Erwachsene sind zwischen Mai 2020 und Mai 2021 körperlich inaktiv geworden. Diese Zahl basiert auf der neuesten Ausgabe des jährlichen Active Lives Adult Reports (Bericht) von Sport England.

Der Bericht „Active Lives Adult May 2020/21 Report“ zeigt einen aktuellen Überblick über das Sport- und Bewegungsverhalten von Erwachsenen (ab 16 Jahren) in England mit 172.970 Teilnehmern. Der Zeitraum umfasst 12 Monate der Corona-Pandemie, darunter drei Monate landesweite Abriegelung, sechs Monate erhebliche Einschränkungen und drei Monate mit gelockerten Beschränkungen. Dieser Bericht bietet die Möglichkeit, sich ein Gesamtbild der Aktivität sowie eine 12-Monats-Übersicht nach demografischen Gruppen zu betrachten. Dies zeigt, welche Gruppen in jeder Phase des Jahres am stärksten betroffen sind.

Menschen, die bereits Probleme mit Bewegung hatten, sind besonders betroffen

Die Zahl der Erwachsenen, die sich weniger als 30 Minuten pro Woche bewegen, ist um 1 Million in England gestiegen. Dieser Rückgang von Sporttreibenden hängt mit der Einführung der Coronavirus-bedingten Maßnahmen zusammen. Diese schränkten den Zugang bzw. die Möglichkeiten sich aktiv sportlich zu betätigen massiv ein. Weitaus besorgniserregender ist es, für diejenigen, die bereits in der Vergangenheit unter Bewegungsmangel litten, denn diese sind unverhältnismäßig stark betroffen. So heißt es im Sage Journal: Die Hartnäckigkeit der Routine im Alltagsverhalten spielt eine Schlüsselrolle für das Verständnis der Schwierigkeiten, die Menschen häufig haben, ihr Verhalten zu ändern. Menschen scheitern oft bei Versuchen, ihre alltäglichen Lebensgewohnheiten (Lifestyle) zu ändern, wie z. B. ihre Ernährung und ihr Bewegungspensum.1

Nicht ohne Grund gibt es im englischen das Sprichwort:
„Old habits die hard“

Deutsch: „Alte Angewohnheiten sind schwer abzulegen“

Die Zahl der aktiven Menschen ist gesunken

Der Bericht verweist auf eine Kausalität zwischen dem Rückgang des Aktivitätsniveaus und den Einschränkungen durch die Pandemie. Die Zahl der aktiven Erwachsenen, d. h. derjenigen, die sich mindestens 150 Minuten pro Woche sportlich betätigen, ist um 700.000 (-1,9 Prozent) in England gesunken.2 Gleichzeitig stieg die Zahl der inaktiven Erwachsenen, d. h. derjenigen, die sich weniger als 30 Minuten pro Woche bewegen, um 1 Million (+2 %).2 Im Vergleich zu den Werten vor der Pandemie im Jahr 2019 (im gleichen Zeitraum) ist der Wert um 4,1 Prozent (1,6 Millionen) zurückgegangen.2 Das sportliche Aktivitätsniveau ist ursprünglich abgefallen mit der Schließung von Sport- und Fitnesseinrichtungen, sog. Leisure Centres. Während des gesamten Zeitraums war das Aktivitätsniveau durchgängig niedriger als vor der Pandemie, aber der Rückgang war weniger ausgeprägt, als die Beschränkungen gelockert wurden.

Bewegungsmangel und Einsamkeit

Die Daten aus dem Bericht deuten darauf hin, dass die Pandemie ungleichmäßige Belastungen zwischen den verschiedenen Zielgruppen verursacht. Dies gilt für Frauen, junge Menschen zwischen 16 und 34 Jahren, über 75-Jährige, Menschen mit Behinderungen und/oder Langzeiterkrankungen sowie für Angehörige schwarzer, asiatischer und anderer ethnischer Minderheiten.2 Die gesammelten Daten deuten auch darauf hin, dass Menschen, die sportlich aktiver sind, auch seltener ein Gefühl der Einsamkeit empfinden als diejenigen, die inaktiv sind. Hierbei ist das Ausmaß der wahrgenommenen Einsamkeit zwischen Mitte November und Mitte Mai, im Vergleich zu denselben Zeiträumen 12 Monate zuvor, deutlich angestiegen.

Dies ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass die Abriegelung im Januar/Februar 2021 unweigerlich die größten negativen Auswirkungen auf die verletzlichsten Segmente der Bevölkerung hatte. Weitere Studien bestätigen, dass Bewegung und Fitness im Jugendalter direkt mit der Entwicklung von Gehirnstruktur und -funktion verbunden sind. Eine aktuelle Studie, welche vom Elsevier Verlag veröffentlicht wurde, zum Neuroimaging bekräftigen, die Thesis, dass Bewegung bzw. Fitness entscheidend für eine gesunde neuronale Entwicklung ist sowie für die Psyche bei Heranwachsenden weltweit. Bewegung und Fitness spielt wahrscheinlich eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des jugendlichen Gehirns unabhängig von Kultur und Herkunft.3

  1. Neal, D. T., Wood, W., & Quinn, J. M. (2006). Habits—A repeat performance. Current directions in psychological science, 15(4), 198-202.
  2. Active Lives Adult Survey May 2020/21 Report
  3. Belcher, B. R., Zink, J., Azad, A., Campbell, C. E., Chakravartti, S. P., & Herting, M. M. (2021). The roles of physical activity, exercise, and fitness in promoting resilience during adolescence: effects on mental well-being and brain development. Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging, 6(2), 225-237.

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