Einfluss der Digitalisierung auf das BGM

Was ist Digitalisierung?

Digitalisierung bedeutet, dass immer mehr analoge Verfahren durch digitale Verfahren ausgetauscht werden. Ein Beispiel dafür ist, dass auf das Versenden von Briefen verzichtet wird und stattdessen E-Mails versendet werden. Immer häufiger wird von einem „digitalen Wandel“ oder einer „digitalen Transformation“ gesprochen, in der wir uns derzeit befinden. Durch digitale Systeme, Techniken, Technologien und Anwendungen wird der moderne Arbeitsalltag verändert und bringt einen hohen Grad an Veränderung mit sich.

Inwiefern beeinflusst die Digitalisierung das BGM in Unternehmen?

Die Digitalisierung erfordert neuartige Fähigkeiten von Mitarbeitenden. Nicht nur müssen diese mit digitalen Tools und Anwendungen umgehen können, auch müssen Sie die neuen und veränderten Arbeitsweisen in Ihren Arbeitsalltag integrieren können. Somit werden vermehrt neue und verschiedene Soft- sowie Hardskills benötigt.

Je nach Tätigkeitsbereich werden zwischen 2 und 10 unterschiedliche digitale Systeme oder Anwendungen in einer Abteilung genutzt. Dazu zählen z.B. Office-Anwendungen, SAP, Projektmanagement Tools, Videokommunikation, LMS (Learning Management Systeme), CRM (Customer-Relationship-Management Systeme), Abrechnungsanwendungen, Kalkulationsprogramme und viele weitere. Das Erlernen der Anwendung dieser Programme sowie die stetige Anpassung an neue Systeme kann für die Mitarbeitenden überfordernd sein. Viele müssen innerhalb eines Arbeitstages ständig zwischen digitalen Tools hin und her wechseln, wodurch sich Ihre Aufmerksamkeit immer wieder neu ausrichten muss. Dies erfordert ein hohes Maß an mentaler Energie und kann anstrengend sein. Immer mehr Mitarbeitende berichten vom sogenannten „digitalen Burnout“. Ein digitales Burnout äußert sich, indem sich die betroffene Person ausgebrannt fühlt, weil ständig virtuelle Kommunikation oder digitale Systeme genutzt werden.

Neben den digitalen Anwendungen an sich, spielt auch die veränderte Arbeitsweise, die durch die Digitalisierung entsteht, eine bedeutsame Rolle. Die Digitalisierung trägt dazu bei, dass Mitarbeitende erhöhten Druck verspüren. Viele haben das Gefühl, dauerhaft erreichbar sein zu müssen und dass sich die Arbeit mit dem Privatleben vermischt. Insbesondere die Integration der Home-Office Arbeit trägt zur Entgrenzung von Arbeit und Freizeit bei. Für viele kam die Arbeit im Home-Office ziemlich plötzlich, weshalb wenig Zeit war, die Fähigkeiten für eine effiziente und stressfreie Arbeitsweise zu erlernen.

Diese neuen Herausforderungen der letzten Jahre erfordern ein angepasstes Gesundheitsmanagement, mit Techniken und Tools, um den Nachteilen der Digitalisierung entgegenwirken und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen.

Im Gesundheitsmanagement ist es besonders wichtig, dass es im Unternehmen Verantwortliche gibt, die das BGM so gestalten, dass die Digitalisierung nicht zu einem schlechteren Gesundheitszustand der Mitarbeitenden führt. Ein BGM-Verantwortlicher sollte den Digitalisierungsgrad und deren Anforderungen der Arbeit verstehen und daraus effiziente Maßnahmen ableiten und etablieren.

Das moderne BGM im digitalen Zeitalter erfordert Innovation, neue Ansätze und ein Umdenken von Führungskräften und Mitarbeitenden.

Chancen der Digitalisierung für das BGM

Die Digitalisierung bringt auch große Chancen mit sich. Zum einen sorgt die Digitalisierung für eine vermehrte Zeit- und Ortsunabhängigkeit, mehr Individualisierung und Flexibilität der eigenen Arbeitsstruktur sowie für eine Reduzierung von Kosten und eine höhere Arbeitgeberattraktivität. Zudem kann ein Unternehmen neue Mitarbeiterzielgruppen erreichen und das Employer Branding entsprechend modernisieren. Menschen können weltweit miteinander zusammenarbeiten, wodurch die Vielfältigkeit verschiedener Kulturen, demografischer Unterschiede und neuer Denkweisen erhöht wird.

Digitale Apps, Plattformen oder Kommunikationsformen können ebenso die Effizienz fördern und zu einer einfacheren Steuerung des Teams und des Unternehmens beitragen.

Herausforderung der Digitalisierung für das BGM

Die größte Herausforderung der Digitalisierung stellt der Datenschutz und die Datensicherheit dar. Daher setzen viele Unternehmen auf Spezialisten, die für Sicherheit der Unternehmensdaten sorgt.

Im Anbetracht der Vermischung von Arbeit und Privatleben, ist es eine Herausforderung für jedes Unternehmen, die Erwartungen an ihre Mitarbeitenden zu kommunizieren und diese Erwartungen „gesundheitsgerecht“ zu gestalten. Die Arbeitsweise sollte allgemein akzeptiert werden und nicht zu psychischen oder physischen Belastungen der Mitarbeitenden beitragen.

Die digitale Kompetenz der Mitarbeitenden sollte zudem an den Grad der Digitalisierung angepasst sein. So kann es möglich sein, dass Schulungen, Briefings oder Weiterbildungen für die Mitarbeitenden erforderlich sind. Digitale Anwendungen müssen clever integriert werden. Zudem können vermehrte Absprachen und eine effizientere Kommunikation nötig sein.

BGM-Lösung

Bevor als Lösungsstrategie direkt zu Tools oder Programmen gegriffen wird, sollte zunächst ein oder mehrere Verantwortliche für das Gesundheitsmanagement festgelegt werden.

Das Gesundheitsmanagement muss auf die Rahmenbedingungen des Unternehmens (z.B. Homeoffice) sowie auf die einzelnen Mitarbeitenden angepasst werden.

Im Anbetracht der Digitalisierung spielt besonders die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle. Daher könnte eine psychische Gefährdungsbeurteilung für Unternehmen, die digitale Veränderungen durchlaufen, eine effektive Maßnahme darstellen. Durch die sogenannte „GB-Psych“ kann ermittelt werden, wie es um die psychische Belastung und Gesundheit der Mitarbeitenden steht.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass der Einsatz von Gesundheits-Apps, Wearables oder digitale Employee-Assistance-Programme (EAP) ein großes Potenzial und hohe Wirksamkeit mit sich bringen. Eine weitere Untersuchung der TK aus dem Jahr 2019 zeigte, dass Webinare, Onlineplattformen, Trackingtools sowie digitales Coaching in der Zukunft ebenfalls an Bedeutung gewinnen werden.

Mittlerweile gibt es einige BGM-Komplettsysteme, die mehrere der genannten Tools ganzheitlich implementieren. Diese Komplettsysteme bieten auf einer Plattform beispielsweise Online Coachings, Apps, Schulungen, Beratungen sowie Funktionen für BEM und Arbeitsschutz an.

Auch sollte die digitale Kompetenz, also der Umgang mit digitalen Systemen und die dadurch entstehenden Belastungen gefördert werden. Dies kann zum Beispiel über Workshops, Schulungen oder individuelle Beratungen erfolgen.

Fazit und Aussicht

Sicher ist, dass die Digitalisierung früher oder später alle Unternehmen betreffen wird und zum Alltag wird. In der Zukunft wird das digitale BGM also eine größere Rolle spielen. BGM Lösungen müssen digitalisiert und angepasst werden. Für die meisten Unternehmen eignet sich jedoch ein Mix aus analogen und digitalen Methoden am besten, sofern keine vollständige digitale Zusammenarbeit besteht.

Es ist wichtig, dass die Unternehmen herausfinden, wie es um die Gesundheit der Mitarbeitenden steht, zum Beispiel, indem eine Befragung oder eine GB Psych durchgeführt wird. Auf Basis der Ergebnisse sollten die richtigen Tools und Maßnahmen herausgefiltert werden. Was das richtige Tool ist, ist abhängig von der Unternehmensgröße, dem Grad der Digitalisierung, der Branche, der Unternehmenskultur sowie den individuellen Gegebenheiten. So individuell wie jedes Unternehmen und jeder Mitarbeitende ist, so individuell sollten auch die BGM Maßnahmen und Strategien ausgerichtet sein.

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