Der Arzneimittelreport 2023 der BARMER, der kürzlich in Berlin vorgestellt wurde, wirft ernsthafte Bedenken bezüglich der medikamentösen Schmerztherapie in Deutschland auf. Die Studie zeigt, dass viele Patienten ungeeignete oder sogar gefährliche Schmerzmittel verschrieben bekommen. Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER, fordert daher den konsequenten und verbindlichen Einsatz digitaler Helfer in der Arzneimittelversorgung.
Ungeeignete Verschreibungen
Laut dem Report erhielten im Jahr 2021 etwa 17,1 Millionen gesetzlich Versicherte eine medikamentöse Schmerztherapie. Besorgniserregend ist, dass rund 526.000 dieser Patienten trotz Herzinsuffizienz nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac verschrieben bekamen. „Gerade die Kombination vermeintlich harmloser Schmerzmittel kann fatale Folgen haben“, warnt Straub.
Studienautor Prof. Dr. med. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken, hebt hervor, dass auch bei der Opioidtherapie Fehler gemacht werden. „Drei von zehn Betroffenen erhielten parallel dazu kein Abführmittel, wie es medizinische Leitlinien vorsehen. Dadurch verfünffacht sich das Risiko für einen Darmverschluss“, sagt Grandt.
Riskante Kombinationen bei Älteren
Dr. Veronika Lappe von der PMV forschungsgruppe, Universität zu Köln, weist darauf hin, dass besonders bei älteren Patienten riskante Medikamentenkombinationen vorkommen. So wird das Risiko für schwere Nebenwirkungen vervielfacht, wenn Patienten über 80 neben Metamizol auch Methotrexat erhalten.
Alle Experten sind sich einig, dass digitale Unterstützungssysteme dringend erforderlich sind, um den Überblick über die Gesamtmedikation und alle Neben- und Wechselwirkungen zu behalten. „Wenn es in die Regelversorgung komme, könne AdAM jedes Jahr bis zu 70.000 Menschen das Leben retten“, betont Grandt.
Die Ergebnisse des BARMER-Arzneimittelreports 2023 sind ein Weckruf für das Gesundheitssystem. Es besteht ein dringender Bedarf an digitalen Lösungen, um die Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu gewährleisten und das Risiko von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu minimieren.