In Berlin zeigte eine aktuelle Umfrage, dass 77 Prozent der deutschen Bevölkerung zunehmend besorgt sind, dass Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren könnten. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Antibiotika-Resistenzen als eine der größten Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit im 21. Jahrhundert ansieht. Viele Menschen sind sich der Konsequenzen für ihre eigene Gesundheit bewusst, doch die Auswirkungen auf die Gesellschaft und Mitmenschen sind weniger bekannt.
Nur bei bakteriellen Infektionen wirksam
Antibiotika sind ein wesentlicher Bestandteil der modernen Medizin. Ihre übermäßige oder unsachgemäße Verwendung kann jedoch dazu führen, dass sie ihre Effektivität verlieren. Dies geschieht, weil resistente Bakterienstämme bei jeder Anwendung von Antibiotika überleben und sich vermehren können. Daher ist ein bewusster Umgang mit diesen Medikamenten entscheidend.
Trotz der Wichtigkeit des Themas gibt es weiterhin erhebliche Wissenslücken in der Bevölkerung. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zeigt, dass viele Menschen meinen, sie würden den Einsatz von Antibiotika verstehen, während ein Viertel der Befragten fälschlicherweise annimmt, dass Antibiotika auch bei viralen Infektionen nützlich sind. Dies zeigt eine Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Verständnis, da Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen wirksam sind.
Ein häufiges Missverständnis besteht auch bezüglich der Antibiotika-Resistenzen selbst. Viele glauben fälschlicherweise, dass der eigene Körper, und nicht die Bakterien, gegenüber Antibiotika immun wird. Speziell in der Altersgruppe über 65 Jahre ist dieses Missverständnis noch ausgeprägter.
Caroline Schweizer, Senior Medical Affairs Scientist bei Pfizer, betont die Dringlichkeit des Problems. Sie vergleicht die geringe Aufmerksamkeit, die den Antibiotika-Resistenzen im Vergleich zur Corona-Pandemie zukommt, und weist darauf hin, dass viele Errungenschaften der modernen Medizin gefährdet sind, sollten Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren.
Die WHO hat den Begriff „Stille Pandemie“ für die Verbreitung multiresistenter Erreger geprägt. Jährlich werden weltweit fast 5 Millionen Todesfälle mit resistenten Bakterien in Verbindung gebracht, eine Zahl, die vielen nicht bewusst ist. In Deutschland stehen jährlich etwa 9.600 Todesfälle direkt und weitere 45.700 indirekt mit Antibiotika-Resistenzen in Verbindung. Schweizer betont die Notwendigkeit, jetzt zu handeln, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.
Quelle: Pfizer