Studienarbeit
Fachbereich: Personal, Gesundheit & Soziales
Studiengang: Bachelor of Science Physiotherapie
Modul: Physiotherapie- Projekte
Vorgelegt von: | Judith Zimmermann |
Matrikel-Nummer: Studiengruppe | 118101176 BA-PH-01-BAM-Dual |
Abgabetermin: | 29.Mai 2019 |
Erstprüfer*in: | Prof. Dr. Michael Kunz |
Inhalt
Verletzungen des Muskel-Sehnen-Übergangs. 3
Rehabilitations- und Trainingsmaßnahmen. 7
Problembeschreibung und Pathophysiologie. 10
Muskel-Sehnen-Übergang (myotendinöse Verbindung) 11
Anatomie der Sehne
Die Sehne stellt eine Verbindung zwischen Knochen und Muskel dar. Die Tendomyose (Aponeurose) kann einerseits die Kraft aus dem Muskel weiterleiten und andererseits als Feder fungierend, eine Kraft kurzzeitig speichern. Die Sehne optimiert dadurch die Leistung und ökonomisiert die Muskelarbeit (Leumann 2015). Die Funktion ist dabei stark abhängig von den Hebelverhältnissen, hierbei spielt vor allem die Länge der Sehne eine entscheidende Rolle. Ist die Sehne zu lang, zum Beispiel nach einer Rekonstruktion, geht Kraft verloren. Bereits bei einer Sehnenverlängerung von 5% kann es zu einem Kraftverlust von 25% kommen (Leumann 2015).
Eine Sehne besteht aus drei unterschiedlichen Anteilen. Der Bereich, der am Knochen inseriert nennt sich Sehneninsertion. Dieser Bereich muss sehr stabil sein, da er als Verankerung des Muskels am Knochen dient. Aufgrund der Hebelverhältnisse zwischen Knochen und Muskel wirken in diesem Bereich hohe Kräfte, auf dessen spezielle Pathologien hier jedoch nicht weiter eingegangen wird (Leumann 2015).
Der zweite Anteil stellt der Mid- portio Anteil einer Sehne dar. Er kann je nach Sehne in der Länge sehr stark variieren. Der Anteil der Sehne kann so kurz sein, dass er nicht als Sehne wahrnehmbar ist, jedoch kann er auch sehr lange sein wie beispielsweise die Sehne des Musculus Flexor hallucis longus (Leumann 2015).
Dieser Anteil besteht zu 68% aus Wasser und Tenozyten. Tenozyten sind Zellen, die nur in Sehnen vorkommen und für den Auf- und Umbau der extrazellulären Matrix zuständig sind. Sie können auf mechanische Beanspruchungen reagieren, bilden dadurch ein komplexes Netzwerk und sind dafür zuständig, dass das Proteoglykan- und Kollagengerüst angepasst wird. 30% des mid- portio Anteils besteht aus Kollagen und die Übrigbleibenden 2% bestehen aus Elastin (Milz 2009).
Der letzte Anteil ist der Sehnen – Muskelübergang oder auch die Aponeurose. In diesem Bereich wird die Sehne immer dünner und bildet die Aufhängung für einzelne Muskelfasern. Bereits in der Sehne sind muskuläre Anteile enthalten. Dieser Anteil besteht aus Kollagen Typ 1 Fasern. Diese sind in Sehnenrichtung ausgerichtet. Des Weiteren ist Elastin vorhanden, welches für die elastischen Eigenschaften der Sehne verantwortlich ist. Gemeinsam sorgt das Elastin und das Kollagen dafür, dass die Sehne ihre viskoelastischen Eigenschaften erhält (Leumann 2015).
Die Aponeurose ist stark gefaltet, dadurch wird die Fläche der Insertion größer. Außerdem führt die oberflächenvergrößernde Faltung dazu, dass die Scherkräfte stärker als die Zugkräfte sind. Die Adhäsion von den Muskelfasern zur Aponeurose wird dadurch deutlich stärker.
An diesem Übergang verbinden sich Muskelfasern und das Peri- Endomysium mit den Fibrillen einer Sehne. Das Epimysium setzt sich dann als Epitenon fort. Der Muskel zeigt am Übergang in seiner Muskelfasermembran viele Handschuhartige Aus- und Einstülpungen. Auch dies führt zu einer Flächenvergrößerung und damit zu einer stabileren Verbindung, da die Belastung pro Flächeneinheit des Muskelsehenübergangs reduziert wird. Die Fibrillen der Sehne inserieren an der Basalmembran, die die Muskelfasern umgeben (Gerstle 2017).
Die Sehneninsertion erfolgt dabei über sogenannte Sharpey´sche Faser. Diese bilden den fließenden Übergang von Kollagenfasern über den Faserknorpel zum kortikalen Knochen (Leumann 2015).
Abbildung 3: Sehneninsertion am Beispiel der Quadricepssehneninsertion (Kaninchenknie, HE-Färbung). Die uniaxial ausgerichteten Kollagenfasern der Sehne (Te) gehen in einen Faserknorpel (*) über. Die Sharpey-Fasern (rötliche Fasern, Pfeile) verankern die Sehne mechanisch im Knochen (Kn). (https://www.researchgate.net/figure/Abbildung-3-Sehneninsertion-am-Beispiel-der-Quadricepssehneninsertion-Kaninchenknie_fig3_305542886 27.04.20 14:05 Uhr)
Generell ist das Sehnengewebe arm an Zellen und Durchblutung. Das führt zu langen Regenerations- und Rehabilitationszeiträumen. Hierbei wird zwischen den einzelnen Abschnitten der Sehne differenziert. Während der Sehnen- Knochenübergang sehr schlecht durchblutet ist, nimmt die Durchblutung in Richtung Sehnen-Muskelübergang kontinuierlich zu (Waldner-Nilsson 2019).
Um die Sehne liegt eine Sehnenscheide, welche das Gleitlager für die jeweilige Sehne darstellt. Sie ist nicht überall gleich entwickelt, sondern in Gelenksnähe vermehrt vorhanden. In diesem Bereich muss die Sehne eine besonders lange Gleitstrecke zurücklegen. In der Sehnenscheide ist Flüssigkeit vorhanden, um die Gleiteigenschaften zu verbessern (Leumann 2015).
Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich um Synovialflüssigkeit. Synovialflüssigkeit, kurz Synovia genannt, besteht vor allem aus Hyaluronsäure, welche für die Viskosität verantwortlich ist. (https://flexikon.doccheck.com/de/Synovia, 27.04.2020 13:35 Uhr)
Die Bindegewebsschicht im inneren der Sehnenscheide und die Viskosität der Synovialflüssigkeit wird benötigt, um Reibung im Gleitlager der Sehne zu verringern und Verletzungen somit vorzubeugen (Lippert 2003).
Verletzungen des Muskel-Sehnen-Übergangs
Auf die Art der Verletzung des Muskelsehnenkomplexes nehmen mehrere Komponenten Einfluss. Die Belastbarkeit der Sehne nimmt ab und die Stress-Shielding-Zonen innerhalb der Sehne bekommen zu wenig mechanischen Stimulus. Ebenso kann eine ungleiche Kraftverteilung innerhalb des Muskel-Sehnen-Abschnitts zu Irritationen der Zellen führen (Garlich 2017).
Der Muskel, die dazugehörige Sehne und die Insertion am Knochen bilden eine funktionelle Einheit. Muskelrisse und Sehnenabrisse sind die häufigsten Verletzungen im Sport ohne ein vorausgegangenes Trauma. 30% der Sportverletzungen sind Muskelsehnenrisse beziehungsweise Sehnenabrisse. Der Ort der Schädigung ist dabei stark abhängig vom Alter. Abhängig vom Alter ändert sich die Schwachstelle der Muskel-Sehnen-Knocheneinheit. Aber auch Vorschädigungen, wie beispielsweise durch übermäßige Belastung, degenerative Veränderungen des Gefäßsystems oder Traumata spielen eine entscheidende Rolle (Garlich 2017).
Bei Kindern ist die Wachstumsfuge der Knochen das schwächste Gli der Kette. Die Apophysen (die Knochenfortsätze, an denen die Muskeln entspringen reißen bei ihnen häufig ab. Bei jungen Erwachsenen sind die Verletzungen meist am Muskelsehnenübergang zu finden. Bei älteren Personen sind Sehnenverletzungen häufig die Folge von degenerativen Veränderungen (Heuck 2007).
Bei Verletzungen im myotendinösen Übergang handelt es sich in der Abhängigkeit des betroffenen Muskels um Strecken, die länger als 10 Zentimeter, sein können. Unterschieden wird zwischen zentralen Sehnenspiegel betreffenden und apponeurotische Verletzungen. Ebenfalls kann das Epimyseum betroffen sein, die entsprechende Verletzung wird dementsprechend als epimyseale Ruptur bezeichne (Wörtler 2014).
(Wörtler 2014)
Verletzungen werden dabei in drei Grade eingeteilt. Man unterscheidet Grad 1, was einer Zerrung entspricht, Grad 2 ist eine Teilruptur und Grad 3 geht mit einer vollständigen Ruptur einher. Die Ursache für Verletzungen im Muskelsehnenübergang ist meist eine gleichzeitige Überdehnung oder Zugbelastung in Kombination mit einer Muskelkontraktion. Dabei sind Sehnenübergänge zweigelenkiger Muskeln deutlich häufiger betroffen als der Muskel- Sehnenübergang von eingelenkigen Muskeln. Welche Muskeln es besonders betrifft hängt von der Belastung und der Zusammensetzung eines Muskels ab. Je mehr Typ 2 Fasern ein Muskel aufweist, desto höher ist die Rupturgefahr. Am häufigsten betroffen ist die Achillessehne als Übergang zwischen Calcaneus und dem Musculus Gastrocnemius, Soleus und Plantaris.
Abb. 2 Zentrale myotendinöse Grad-1-Verletzung des linken M. soleus. a Die transversale intermediär geschichtete TSE-Aufnahme mit Fettsättigung zeigt ödemähnliche Veränderungen in Umgebung des zentralen Sehnenspiegels (Pfeilspitzen). b Die korrespondierende koronare Aufnahme lässt das typische „Fischgrätenmuster“ mit linearen, Eine eindeutige Diskontinuität der Muskelfasern oder ein größeres intramuskuläres Hämatom finden sich nicht. |
Die Diagnostik von Verletzungen des Muskel-Sehnen-Übergangs erfolgt meist über Ultraschall. Damit kann ein Anhaltspunkt über die Schwere der Verletzung erfolgen. Eine Röntgenkontrolle wird durchgeführt, um eine Avulsionsfraktur ausschließen zu können. Sollte eine umfassendere Diagnostik benötigt werden, ist die Magnetresonanztomographie die geeignete Untersuchungstechnik, um einen sicheren Befund erheben zu können (Heuck 2007).
Sehnen und Muskeln, sowie deren Übergänge sind nicht anfälliger für wiederholtes Reißen als das umliegende Gewebe. Lediglich nach einer langen Ruhigstellung entstehen in einer Sehne Kollagenfasern vom Typ 3. Diese Fasern sind zum einen sehr anfällig für Entzündungen und zum anderen eher rupturgefährdet. Daher ist es nötig eine Sehne möglichst kurz ruhig zu stellen und schnell wieder zu bewegen (Waldner-Nilsson 2019).
Die Rehabilitationszeit einer Verletzung des Muskel-Sehnen-Übergangs dauert dabei deutlich länger als die Ruhigstellung der betroffenen Sehne. Bis heute ist noch nicht geklärt, ob die Folgen, die an einer Sehne aufgrund der Immobilisation entstehen, reversibel sind. Es ist unklar, ob die Sehne mit ihren Übergängen im Rehabilitationsprozess wieder mit Hypertrophie reagieren kann. Bewiesen ist jedoch, dass es nach einem abgeschlossenen Rehabilitationsprozess selten zu Rezidiven an derselben Stelle kommt.
Generell wird in drei unterschiedliche Heilungsphasen eingeteilt.
Bei der ersten Phase handelt es sich um die entzündungs- oder inflammatorische Phase. Diese dauert zwischen sechs und zehn Tagen an. In dieser Zeit wird vom Körper Granulationsgewebe gebildet, welches noch keinerlei mechanische Eigenschaften enthält.
Nach Abschluss der ersten Woche kommt es zur Synthese von Kollagen Typ 3 Phasern, wodurch das rupturierte Gewebe immer mehr an Stabilität gewinnt.
Es folgt die Remodellierungsphase. In dieser Phase ist die Zugbelastung auf die Sehne ein wichtiger Stimulus, denn nur dadurch können sich Kollagen Typ 3 Fasern zu Kollagen Typ 1 Fasern umwandeln und in die richtige Richtung ausrichten (Leumann 2015, https://www.onmeda.de/erste_hilfe/wundheilung.html 28.04.2020 21:00 Uhr).
Bei tendopathischen Veränderungen werden Kollagenfasern vom Typ 1 zu Kollagenfasern des Typ 3 umgebaut, dabei nimmt der Wasseranteil der Fasern zu. Dieser ist von unterschiedlichen Einflussfaktoren abhängig. Man unterscheidet intrinsische Faktoren wie Alter, Ernährung, Gelenklaxität, Muskeldysbalancen und Körpergewicht von extrinsischen Einflussfaktoren wie Beruf, Sportaktivität, physische Belastung, Trainingsfehler, Schuhe, Ausrüstung, Umwelt und Temperatur.
Neben Rupturen kann es in Sehnen auch zu Verkalkungen kommen. Diese entstehen vor allem durch Degeneration und sind vermehrt im Insertionsbereich der Sehne zu finden (Leumann 2015).
Rehabilitations- und Trainingsmaßnahmen
Grundsätzlich sind auf die Wundheilungsphasen während der Rehabilitations- und Trainingsmaßnahmen zu achten.
Da isotonische Übungen anfangs oft schmerzhaft sind, wird meistens mit isometrischen Übungen begonnen, da hierbei keine hohen Druck- und Zugbelastungen auf den Muskel-Sehnen-Komplex wirken. Isotonische Übungen werden erst genutzt, wenn der Schmerz, auf einer Skala von null bis zehn (Schmerz aufsteigend), bei drei von zehn ist und durch die veränderte Muskellänge während des Bewegungsablaufs keine erneuten Schmerzen auftreten (Rio 2018).
Das Ziel der ersten Trainingseinheiten soll es sein, dass der Schmerz nicht mehr irritierbar ist, nachdem 3-4 Serien mit 15 Wiederholungen durchgeführt wurden. Auch soll dieselbe Trainingseinheit in den folgenden 24 Stunden problemlos und ohne Schmerzen durchführbar sein.
Die weitere Therapie sollte einen ausgeglichenen Wechsel zwischen isotonischem Training, sowie Konzentrischem und Exzentrischem darstellen (Malliaras 2012).
Die gesteigerte Therapie wird auf hohe Belastungen und langsame Ausführung der Bewegungen ausgerichtet. Hierbei spielen wechselnde Bewegungen von Konzentrik und Exzentrik eine wichtige Rolle, da währenddessen die normalen Muskelaktionen trainiert werden (Porgueres 2011).
Es werden nun beispielsweise vier Behandlungsmethoden unterschieden und verglichen:
- Ultraschall
Eine Ultraschallbehandlung führt zur Schmerzlinderung und unterstützt die Selbstheilungskräfte einer rupturierten Sehne. Der Frequenzbereich der Behandlung sollte zwischen 0,8 und 3 Megahertz liegen. Dies führt dazu, dass die Proteinfunktion verbessert wird. Leider ist diese Methode noch nicht eindeutig in ihrer klinischen Wirksamkeit nachgewiesen. Die positiven Effekte wurden bisher nur in vitro bestätigt (Ringel 2017).
- Querfriktionen
Querfriktionen sind eine Massagetechnik, bei der mit den Fingerkuppen quer zum Faserverlauf massiert wird. Dies ist meist sehr unangenehm, hat jedoch das Ziel die lokale Durchblutung massiv zu verbessern. Gleichzeitig wird der Muskeltonus reduziert und die Schmerzwahrnehmung über Mechanorezeptoren beeinflusst. Die Bildung von Crosslinks wird verhindert und eventuell schon entstandene fehlplatzierte Crosslinks werden zerstört. Die Schmerzen des Patienten sollten bei richtiger Ausführung nach etwa einer Minute verringert werden können. Die Durchführung der Behandlung kann von wenigen Minuten zu Beginn der Therapie auf bis zu 15 Minuten gesteigert werden. Die Wiederholungsanzahl soll dabei an den Muskeltonus und die Schmerzintensität angepasst werden. Sollten die Schmerzen nach einer Minute nicht besser werden ist davon auszugehen, dass der Therapeut die Querfriktionen nicht auf der betroffenen Stelle durchführt. Ein weiterer positiver Effekt ist die Mobilisation des umliegenden Gewebes. Die Methode der Querfriktionen ist nur in Kombination mit weiteren Methoden erfolgreich (Ringel 2017).
- Exzentrisches Training
Beim exzentrischen Training erfolgt die Belastung während der Verlängerung des Muskels. Ein Beispiel zur Behandlung der Achillessehne ist der Stand des Patienten mit beiden Füßen auf einer Kante, so dass die Fersen frei sind. Der Körperschwerpunkt des Patienten liegt dabei auf den Vorfüßen. Nun soll der Patient auf die Zehenspitzen gehen (Füße flektieren) und die Fersen somit anheben. Sollte der Patient sicher stehen soll er nun versuchen, das nicht betroffene Bein von der Kante abzuheben. Ein Patient mit unsicherem Stand sollte die Übung primär auf beiden Beinen durchführen oder eine geeignete Haltemöglichkeit nutzen. Die Sturzgefahr muss durch eine Hilfestellung minimiert werden. Die Ferse des betroffenen Beins soll nun soweit abgesenkt werden, bis der Patient eine Dehnung verspürt, dabei dürfen leichte Schmerzen entstehen. Sollte der Schmerz während der Übung zunehmen, muss die Übung beendet oder durch ein geringeres Bewegungsausmaß abgeändert werden. Eine weitere Variation der Übung ist die Durchführung mit leicht flektiertem Bein. Der Patient soll die Übung zwei Mal täglich eigenständig durchführen und dabei drei Sätze je 15 Wiederholungen ausführen, wenn der Physiotherapeut dies nicht anders festgelegt hat. Gesteigert werden kann die Übung durch ein höheres Gewicht, z.B. durch einen schweren Rucksack. Diese Methode ist mittlerweile zur konservativen Therapiemethode geworden. Im Vergleich zu anderen passiveren Methoden hat diese Methode den besten Outcome in Bezug auf Schmerz und Funktion. Das Üben in der Exzentrik ist der Konzentrik deutlich überlegen. Es ist die effektivste Form, die der Patient selbständig umsetzen kann (Ringel 2017).
- Heavy slow Resistance Training
Bei dieser Methode geht es um hohe Widerstände bei geringer Wiederholungszahl.
Das Gewicht wird so ausgewählt, dass der Patient in der ersten Woche das Gewicht mit großer Anstrengung und maximalem Bewegungsausmaß 15-mal ausführen kann. Das Gewicht wird dabei kontinuierlich gesteigert. In der zweiten und dritten Woche sollten maximal 12 Wiederholungen (Repititions-Maximum-Zahl) durchgeführt werden.
In der vierten und fünften Woche beträgt diese Zahl zehn Wiederholungen. In der sechsten bis achten Woche nur noch acht Wiederholungen und in der neunten bis 12. Woche sechs Wiederholungen.
Pro Übung sollen vier Übungssätze durchgeführt werden.
Eine Pause zwischen den einzelnen Übungssätzen sollte zwei bis drei Minuten dauern. Die Zeit zwischen Exzentrik und Konzentrik sollte jeweils drei Sekunden betragen. Während des kompletten Trainings darf der Wert von 3 /10 auf der VAS-Skala nicht überschritten werden. Die Resultate dieser Trainingsmethode sind reduzierte Sehnenschwellung und verbesserte Neovaskularisation. Die Zufriedenheit der Patienten ist höher ausgefallen als beim exzentrischen Training. Exakte biomechanische Erklärungen sind jedoch noch ausstehend (Ringel 2017).
Problembeschreibung und Pathophysiologie
Sehnen stellen die physiologische Verbindung zwischen Muskulatur und Knochen dar. Sie sind wichtig für die Bewegung im jeweiligen Gelenk, sowie für die posturale Kontrolle und Schmerzwahrnehmung, vor allem durch die zahlreichen Nervenendigungen.
Durch Sehnen erfolgt eine direkte Kraftübertragung vom Muskel zum Knochen. Außerdem steigt die Widerstandsfähigkeit durch das Gewicht, dass auf die Sehnen wirkt und nicht auf die umliegenden Strukturen.
Zur Pathophysiologie zählt unter anderem die Sehnenaffektion. Einerseits die permanente Unterbelastung des Bewegungsapparates durch deutlich verminderte Belastungsfähigkeit der aktiven und passiven Strukturen, besonders bei Nichtsportlern, andererseits bei zu hoch wirkenden Intensitäten, vor allem bei Sportlern, die zu einer Sehnenüberlastung führen (Schünke).
Langes Herauszögern der Beschwerden führen außerdem zu Einsprossungen von Schmerzfasern und Kapillaren, was dazu führt, dass der Schmerz sich in ein regionales, chronisches Schmerzgeschehen manifestiert.
Das mechanische Verhalten von Sehnen ist besonders durch die hohe Reißfestigkeit, Elastizität und Plastizität bei geringer Dehnbarkeit (5-10%) gekennzeichnet. Unter experimentellen Bedingungen ist es einer Achillessehne möglich einer Zugbelastung von circa 1000 kp bei mittlerer Querschnittsfläche der Sehne von etwa 80 mm² standzuhalten. Dies bedeutet eine Zugfestigkeit von ca. 12 kp/mm² der Achillessehne (Schünke 2000).
Muskel-Sehnen-Übergang (myotendinöse Verbindung)
Die myotendinösen Übergänge der Muskeln und Sehnen sind durch die starke Oberflächenvergrößerung der Zytoplasmamembran am Muskelfaserende auffällig. Diese dienen als Verbindung von den Muskelfasern mit der Kollagenfasern der Sehne.
Durch zahlreiche fingerförmige Einfaltungen wird die Oberfläche um ca. das zehnfache vergrößert. Im Bereich der Einstülpungen ist die Basalmembran der Muskelzellen aus einem Gerüst aus Mikrofibrillen, dünnen Kollagenfasern, durchsetzt. Deren Gerüst verflechtet sich mit den Mikrofibrillen der Sehne, was zu einer innigen, festen Verankerung zwischen Sehne- und Muskelgewebe führt (Schünke 2000) (Ringel 2017).
Sehnenverletzungen kommen vor allem im Verlauf der Sehne vor, hier spricht man von einer Tendinitis. Auch am Übergang von Sehne und Knochen können Sehnenrisse entstehen (Sehnenansatztendinose beziehungsweise Insertionstendopathie). Besonders durch ein Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und tatsächlicher Beanspruchung kommt es zu solchen Verletzungen. In der Regel sind die Verletzungen aber nur möglich, wenn das Gewebe schon vorgeschädigt ist. Dies kann als Folge von einer eingeschränkten Blutversorgung des Gewebes durch Überbeanspruchung entstehen. Bei intaktem, gesundem Gewebe entstehen eher Knochenausrisse im Bereich der chondralapophysären Ansatzstruktur.
Hierbei ist zu beachten, dass diese Verletzungen einer abakteriellen Entzündung ähneln, was bedeutet, dass bei Anspannung des Gewebes an der Insertionsstelle am Knochen starke Schmerzen entstehen. Die Ursache dieser Schmerzen liegt hierbei an der zunehmenden Mineralisierung der gesamten Faserknorpelzone und der fehlenden Pufferung der Längsdehnung bei einer Muskelkontraktion.
Die Zugkräfte der inserierenden Kollagenfasern am Knochen sind sehr groß und somit hat der Knochen eine sehr schmerzhafte Mitbeteiligung an der Entzündung (Schünke 2000).
Prävention
Zur Prävention von Verletzungen im Muskel-Sehnen-Komplex ist es wichtig die Funktion des Komplexes zu verstehen. Durch die entstehenden Zug- und Druckkräfte am Muskel, der Sehne und dem Übergang deren, muss vor allem der Dehnungsverkürzungszyklus intakt und belastungsfähig sein.
Der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus ist ein Teil der neuromuskulären Arbeit. Der aktivierte Muskel wird zuerst exzentrisch gedehnt, um im Anschluss eine automatische Verkürzung, also Kontraktion, durchführen zu können. Der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus ist in der Ausführungsschnelligkeit variabel, die Abfolge von exzentrischer Arbeit zu Konzentrischer bleibt aber immer dieselbe. Letztere nutzt die gespeicherte Energie aus der Dehnbewegung, wodurch die konzentrische Muskelarbeit sehr energiesparend und schnell ausgeführt werden kann und besonders hohe Kraftentwicklungen daraus resultieren können.
Der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus steht in Abhängigkeit von der Flexibilität der Sehnen und Bänder, wodurch wiederum die Exzentrik und die Konzentrik des Muskels beeinflusst werden.
Die genutzte Energie aus der Dehnung während der Bewegung wird im Voraus nicht nur im Bindegewebe der anliegenden Strukturen, sondern auch in den Sehnen gespeichert.
„Die Sehne ist annähernd idealelastisch und soll durch diese Eigenschaft zur Speicherung kinetischer Energie fähig sein. Die kinetische Energie entsteht in der exzentrischen Phase der Bewegung und wird nun wieder freigesetzt. Damit wirkt der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus im Vergleich zu rein konzentrischer Muskelarbeit kraftverstärkend (Nonnenmacher 2019).“
Eine willentliche Auslösung des Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus ist nicht möglich. Erst wenn die Sehnen maximal gedehnt werden, ist es möglich die Kraft aus dem Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus nutzen zu können.
Bei maximaler Dehnung der Sehne kann es dazu kommen, dass ein Sehnenriss entsteht, um dies zu verhindern schützt der Körper sich selbst und initiiert die Kontraktion.
„Eine hohe Dehnbarkeit führt somit zu einem schweren auslösbaren Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus“ (Nonnenmacher 2019).
Missverhältnisse zwischen den belasteten Strukturen in Form von Kraft, Reaktionsgeschwindigkeit und Dehnungsfähigkeit zählen als hohes Risiko von Verletzungen im Muskel-Sehnen-Komplex. Besonders Sportarten mit vielen Wechseln von Richtungen, Schnelligkeit und Koordination sind somit anfällig für Verletzungen in diesem Bereich. Deshalb sind Präventionsmaßnahmen für Verletzungen umso wichtiger. (Ganderton 2014).
Zu den effektivsten Präventionsmethoden zählen im Muskel-Sehnen-Komplex die Durchführung von Warm-Up’s. Ein umfassendes, regelmäßiges Warm-Up-Programm vor der eigentlichen Aktivität hat den hohen Nutzen, durch die Aktivierung aller Muskelgruppen. Der Bewegungsapparat wird somit langsam an die bevorstehende Belastung vorbereitet und hat einen positiven Effekt auf den Muskel-Sehnen-Komplex.
Ebenso wirkt ein ausführliches Dehnungs-Programm positiv. Hierbei ist zu beachten, dass das Dehnen vor dem Sport ausgeführt wird, um einer belastungsbedingten Hypertrophie vorzubeugen und somit eine erhöhte Zugfestigkeit der Sehnen erreichen kann. Durch die Dehnung wird die Bewegungsfreiheit unterstützt, außer es herrscht ein unausgeglichenes Kraft-/Zugverhältnis zwischen dem Agonisten und Antagonisten, die Folge können Verletzungen des Komplexes sein.
Propriozeptive Muskelarbeit schulen die Aktivität beziehungsweise das Zusammenspiel von Muskel und Sehne, wodurch diese einen Vorteil in ihrem Zusammenspiel erfahren. Die neuromuskulären Prozesse können somit während der Aktivität besser ablaufen und es kommt weniger zu Verletzungen.
Außerdem ist exzentrische Muskelarbeit besonders für die Sehnenstrukturen wichtig, da auch hierbei der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus aktiviert wird und die Sehnen somit energiesparender aktiviert werden (Nonnenmacher 2019) (Porqueres 2011).
Literaturverzeichnis
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Heuck A, Scheidler J. Sportbedingte Verletzungen der Muskel- Sehnen- Knochen- Einheit. (2007). Thieme Verlag.
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Milz S., B. O. (2009). Tenozyten und extrazelluläre Matrix. In Der Orthopäde (S. 1071- 1079). München: Springer- Verlag.
Nonnenmacher, D. m. Axel (27. Januar 2019). medilexi. Abgerufen am 20. April 2020 10:25 Uhr von Dehnungs-Verkürzungs- Zyklus, medizinische Qualitätssicherung: https://medlexi.de/Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus
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Waldner-Nilsson, B. (2019). Handrehabilitation für Ergotherapeuten. Heidelberg: Springer- Verlag.Wörtler, K. (2014). MRT von Muskelverletzungen. Thieme-Verlag.